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Endora Comer-Arldt: “Auf Veranstaltungen wurde ich oft für die Servicekraft gehalten”

Aktualisiert: 12. Mai 2023


Endora Comer-Arldt verantwortet die globale Personalkommunikation und das People Board Office des Wissenschafts- und Technologieunternehmens Merck. Davor führte sie den Aufbau der Wissenschafts- und Technologiekommunikation in der Markenkommunikation des Unternehmens. Vor ihrem Wechsel zu Merck verantwortete Endora die Kommunikation auf DACH-Ebene eines internationalen Media- und Marketing-Agentur-Netzwerks. Sie hält einen Doktortitel in Kulturwissenschaften der Akademie der bildenden Künste in Wien. Das Gespräch führte Esra Elmaci.




SWANS: Wie würdest du dich selbst beschreiben?


Endora: Mir sind Menschen und das gemeinsame Miteinander sehr wichtig, sowohl im Privaten als auch im Beruflichen. Als vielseitige und aufgeschlossene Person war ich schon als Kind an Neuem interessiert.

Ich möchte den Dingen auf den Grund gehen und verstehen, was Menschen antreibt, motiviert und warum sie sich auf eine bestimmte Art und Weise verhalten. Wenn man es genau nimmt, würde ich mich selbst als Beobachterin bezeichnen. Außerdem bin ich sehr anpassungsfähig und es ist mir wichtig, Menschen auf Augenhöhe zu begegnen.


SWANS: Wer hat dich besonders stark unterstützt?


Endora: Meine Familie, aber insbesondere mein Vater. Er hat mich stark geprägt. Mein Vater hat mir und meinen Geschwistern sehr früh vermittelt, wie wichtig Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl sind. Er hat uns immer gesagt, dass wir uns nicht klein machen sollen und dass wir alles schaffen können. Mit Ruhe und Geduld hat er mir zugehört und mich bei meinen Plänen unterstützt.


Meine Mutter ist eine Kämpferin und eine mutige Frau. Sie hatte nie Angst, ihre Stimme zu erheben, wenn etwas aus ihrer Sicht nicht rechtens war. Sie hat mich als Frau mit der Haltung erzogen, dass ich stark bin und meinen eigenen Weg gehen und meine Ziele verfolgen kann und soll. Komme was wolle.


Ich habe im Laufe meines Lebens häufig von Menschen zu hören bekommen, dass ich aufgrund meiner Herkunft und als Frau gewisse Dinge nicht schaffen werde oder nicht „reinpasse”. Ohne den Rückhalt meiner Familie wäre ich nicht erfolgreich gewesen.


SWANS: Musstest du im Laufe deiner beruflichen Laufbahn Rassismus oder Sexismus erleben?


Endora: Was ich häufiger erlebt habe, ist, dass ich als einzige Person mit Einwanderungsgeschichte oder Women of Color als Teilnehmerin einer Veranstaltung nach Kaffee gefragt, also als Servicekraft wahrgenommen wurde. Das war bereits auf Konferenzen während des Studiums so. Bei einer Business-Knigge Schulung wurde ich auf meine Haare angesprochen. Der Referent kommentierte vor allen Anwesenden, dass „mein krauses Haar“ zu „wild“ sei und ob man dagegen nichts tun könne.

Als junge Frau, wurde ich nach Meetings mit Kunden öfter mal gefragt „Und, was machen wir beiden Hübschen heute noch?“. Solch ein Verhalten empfinde ich als äußerst unangenehm und macht mich wütend. Ich glaube vielen Menschen ist oftmals nicht bewusst, wie unreflektiert sie in ihren Aussagen sind.

Stichwort Bias - hierzu kann ich aus einer Situation mit meinem Team berichten. Im Rahmen einer Kampagne ging es darum, eine Bildauswahl zu treffen. Im Laufe des Meetings sagte ein Kollege: „Oh Mann, jetzt müssen wir schauen, dass wir bei unserer Bildauswahl jede Diversity-Dimension abdecken!“ Das Team fing an zu diskutieren, dass sie das nicht als passend empfinden würden, da das gar nicht mit unserer „Realität“ übereinstimmt.


Ich habe dem Team zugehört und im weiteren Verlauf darauf hingewiesen, dass sie aus ihrer persönlichen Lebensrealität heraus urteilen. In anderen Bereichen, Standorten, etc. ergeben sich unterschiedliche Wahrnehmungen und Auffassungen des Bildes, im Vergleich zu dem Umfeld, in dem sie wirken und sich bewegen.


Zudem habe ich ihnen gesagt, dass es durchaus meiner Realität entspricht und es für mich einen Unterschied macht, wen ich in meinem Umfeld sehe und wen ich nicht sehe. In dieser Sekunde meinte der Kollegen sofort: „Verdammt, I’m biased“.


Wir alle haben unsere Biases, unabhängig von Geschlecht, Bildung, Herkunft oder sonstigen Merkmalen. Jeder von uns befindet sich in seiner eigenen Bubble, die unbewusst von persönlichen Lebensumständen, Erfahrungen, Werten und dem eigenen Lebensbereich geprägt ist.


In unserem täglichen Sein und Handeln gerät oft in Vergessenheit, dass diese Wahrnehmung unterbewusst oft voreingenommen ist. Aus diesem Grund ist und bleibt die Sensibilisierung für diese Themen wichtig für mich.


SWANS: Danke für das Gespräch!


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