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  • AutorenbildMaycaa

Weil sie es können

Aktualisiert: 19. Jan. 2022

Viel auf dem Kasten, aber trotzdem keine Chance auf ein Bewerbungsgespräch? Nicht mit ihnen: Beim ersten Seminar für engagierte Studentinnen mit Zuwanderungsgeschichte lernten sie, wie sie sich auf Vorurteile von Personalabteilungen vorbereiten und erfolgreich in den Beruf starten können. Gefördert von der Deutschlandstiftung Integration, der Axel Springer Stiftung und dem Zonta Club Berlin, fand das Seminar am 11. und 12. März 2017 in Berlin statt.



"Es ist unglaublich, was für spannende Mädels ich hier kennenlernt habe", staunen Teilnehmerinnen immer wieder. Insgesamt 17 engagierte Studentinnen aus ganz Deutschland verbringen das Wochenende miteinander: Zwei Tage Vorträge, Workshops und Gelegenheiten zu diskutieren, sich miteinander auszutauschen und zu vernetzen. Am Ende sind sich alle einig – es war eine sehr bereichernde Erfahrung.


Los geht es am Samstagmittag: Bildungsberaterin Rosaria Chirico von der Berliner Organisation KOBRA erzählt von Diskriminierungen und lässt die Teilnehmerinnen mitraten: Wie viel weniger verdienen Frauen in Deutschland? Wie viele Bewerbungen mehr muss man mit türkischem Namen abschicken? Sie betont aber auch: nicht von der "inneren Diskriminierung" aufhalten lassen – von inneren Schranken, zum Beispiel weil das eigene Umfeld zu wenig von einem erwartet hat.


Danach folgt der Blick auf die Wirtschaft: Safaa Mohajeri vom inter3 Institut für Ressourcenmanagement hat zu Vorbehalten von Personalern geforscht und erzählt von ihren Ergebnissen: Genannt werde zum Beispiel die Angst vor Konflikten in der Belegschaft oder potentielle Vorbehalte von Kunden gegenüber Mitarbeiterinnen mit Kopftuch. Mohajeri rät, angebliche Makel als Gewinn zu präsentieren: Eine Zuwanderungsgeschichte bedeutet auch interkulturelle Kompetenz, Zugang zu neuen Märkten und Kunden und eine frische Perspektive mit innovativen Lösungsstrategien.

Den großen Diskussionsbedarf können die Teilnehmerinnen im Anschluss stillen: Im äthiopischen Restaurant tauschen sie sich über Diskriminierungserfahrungen und verschiedene Ansätze im Umgang damit aus. Mit dabei sind auch eine Gründerin und eine GIZ-Mitarbeiterin mit Zuwanderungsgeschichte, die von ihren eigenen Herausforderungen und Erfahrungen beim Berufseinstieg erzählen und die Fragen der Teilnehmerinnen beantworten. Gegessen wird ohne Besteck – mit den Händen.

Zum Abendprogramm unter dem Motto „Nur was für Männer?” spaltet sich die Gruppe auf: Die eine Hälfte lernt im "Whisky Market Berlin" den Unterschied zwischen schottischen Festland- und Inselwhiskys und amerikanischem Bourbon. Die andere Hälfte marschiert durch das "Classic Remise" und bestaunt Oldtimer, Sportwagen, die teuersten und schnellsten Autos der Welt. Später finden sie sich wieder zusammen und lassen den Abend in einem Shisha-Cafe ausklingen.


Am Sonntag folgt der Workshop: Die beiden Berufsberaterinnen Cornelia Eybisch-Klimpel und Gabriele Witzenrath von der Berliner Organisation "Frau und Beruf" sind auf Akademikerinnen spezialisiert. Mit kunterbunten Flipcharts und vielen Übungen geht es heute um Selbstpräsentation und Netzwerken: Wie führe ich Recherchegespräche, um mehr über einen Job herauszufinden? Wie demonstrieren meine Erfolgsgeschichten meine Kompetenzen? Wie hat mein bisheriger Werdegang mit seinen Höhen und Tiefen auf diesen Job hingeführt?


In der Feedbackrunde sind sich alle einig: Das muss es wieder geben. Die Teilnehmerinnen freuen sich über den Input und über die Chance, sich kennengelernt und ausgetauscht zu haben. Ob sie aus Osteuropa, Südamerika, Nah- oder Fernost stammen: mit ihren verschiedenen Herausforderungen und Herangehensweisen konnten sie sich gegenseitig bereichern und begeistern. Und bald zusammen dem Rest der Welt zeigen, was sie auf dem Kasten haben.


Bericht und Bilder: Martha Dudzinski

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